Puno und Arequipa, Peru

15 – 20 März 2017

Ankunft in Puno: Endlich etwas wärmer hier! Das Hostel ist nur 1,6km weit, laufen wir natürlich. Super freundlich werden wir an der Rezeption begrüßt und ich bin begeistert von unserem Zimmer: keine Stockbetten, Viererzimmer und viel Platz. Sein Tagen wollen wir unsere Sachen waschen lassen und tragen unsere letzte Unterwäsche, Debbie musste schon von Hand waschen; gegen Abend suchen wir also die nächste Lavandería auf, wollen nur kurz unsere Sachen abgeben und danach gleich weiter, Hunger stillen. Der Himmel sieht verdächtig dunkel aus und wir hören schon das Donnern. Auf dem Weg fallen die ersten Regentropfen und kaum dort angekommen, gehts los: es schüttet von jetzt auf gleich in Strömen, keine fünf Minuten später der erste Hagel. Ungläubig schaue ich Debbie an und wir müssen beide lachen. Die Straßen verwandeln sich in Bäche, die Gehwege werden komplett weiß, bedeckt von einer Hagelschicht. Über eine Stunde warten wir in der Wäscherei, beobachten amüsiert, wie Passanten stehenbleiben, zögern, auf die andere Seite blicken, insgeheim hoffen, irgendwie trockene Füße zu behalten, drei große Schritte durchs Nass und keine Chance, alles durchnässt. Letztendlich hilft alles nichts, wir stürzen uns ins Getümmel und barfuß gelangen wir mit trockenen Schuhen und Socken in der Hand auf die andere Seite – die Kälte sticht in die Fußsohlen, ich lache und schreie zugleich.

Hallo Peru! Gewitter mit Hagel und unaufhörlichem Regen

In der Avenida Lima überlegen wir nicht lange und betreten das zweite Lokal, an dessen Eingang die Kellner uns mit Speisekarte abfangen und in die Wärme bringen. Direkt neben dem Steinofen nehmen wir Platz, bestellen Rotwein, Suppe, Pizza und Überbackenes und stoßen auf unser kleines Abenteuer an. Victor meldet sich, wir schicken ihm unseren Standort und wenig später läuft er in Flipflops ein, wir teilen unser Abendmahl mit ihm und sind ganz gefesselt von seinem Erlebnis in der Wildnis über die Grenze. Eine Nacht unter Wölfen hat er verbracht und wäre fast zusammengebrochen, wollte aufgeben, als ihm ein Kolibri den Weg zeigte und ihm die mentale Kraft gab um weiterzugehen.

Ausflugsziel Nummer eins hier sind die berühmten schwimmenden Inseln, wo man Naturvölkern begegnet, allerdings hören wir nichts Positives von dort: super touristisch, für alles muss man Geld bezahlen, daher entscheiden wir uns dagegen und nutzen den Tag für Organisatorisches – alles läuft wie am Schnürchen: wir kaufen unser Busticket für die Weiterreise, verbringen eine Stunde im Supermarkt mit glücklichmachender Auswahl und treiben dort unseren Schabernack, entdecken eine Bäckerei, welche Debbies Schokosucht befriedigt, besorgen uns eine Simkarte für Peru und essen dann im veganen Restaurant um die Ecke das Mittagsmenü für lächerliche vierzehn Soles (4€), was uns geschmacklich umhaut: Getränk, Salatteller, Suppe, Hauptgericht, Dessert – und alles einfach nur megalecker! Ein Blick zwischen uns genügt und wir wissen, morgen kommen wir wieder!

Veganes Menü – ein Traum!

Schon nach einem Tag hier in Peru sind wir froh, nicht mehr in Bolivien zu sein: die Straßen sind sauber, die Menschen aufgeschlossener und das Essen ist intetessanter.

Zurück im Hostel chillen wir erst in der Sonne, dann im Bett – es regnet wieder, wir sortieren unser Hab und Gut, trinken dabei Wein und hören Musik; abends wird gekocht.

‚Ich packe meinen Koffer…‘

Morgen geht unsere gemeinsame Zeit zuende: Debbie wird nach Cusco reisen, ich hab mich für Arequipa entschieden und will danach vielleicht nochmal in den Norden von Chile ans Meer. Die letzten Stunden verbringen wir auf dem Sofa im Hostel, schauen Netflix und Debbie versorgt uns mit Tee – ich werd sie vermissen! Zwei Wochen sind wir zusammen gereist; der Gedanke, wieder auf sich gestellt zu sein und allein auf sich selbst aufzupassen, ist ungewohnt. Um zehn Uhr abends ist es dann soweit: Abschied von Debbie…wir nehmen uns fest in den Arm, ich spüre, mit ihr eine Freundin fürs Leben gefunden zu haben.

letztes Festmahl mit Debbie – wir sind glücklich!

In Arequipa angekommen quatsche ich auf dem Weg zur Unterkunft wie immer mit dem Taxifahrer und hole so die ersten Infos zu Wetter und Sicherheit ein. Mein Hostel liegt direkt an der Altstadt, bis zum Check-in döse ich im Wohnzimmer und google, was man so machen kann hier: es gibt einen berühmten Canyon, den man innerhalb von zwei bis drei Tagen durchwandert, kostet aber auch einiges. Für heute Nachmittag melde ich mich spontan zum Kochkurs an, da hab ich Bock drauf. Peruanische Küche soll eine der besten sein, das passt und vegane Alternative bieten sie auch an, perfekt. In einem großen Innenhof mit Garten trudeln die Teilnehmer ein, außer mir und einer weiteren Frau alles Pärchen. Die Köchin macht einen sympathischen Eindruck, ist mir nur ein kleines bisschen zu steif, vielleicht bin ich aber auch zu kritisch und sensibel. 

Ich bekomme neue Inspiration fürs Kochen und verbringe so einen angenehmen Nachmittag.

Am Sonntag wähle ich eine der vielen Walkingtourangebote, hier meine Eindrücke von Arequipa:

Plaza de Armas

Säfte mit püriertem Frosch, könnte grad kotzen!

Schlimme Überschwemmungen führen gerade zu einigem Leid hier in Peru. Viele Straßen sind dadurch gesperrt, zerstört oder zu gefährlich. Im Hostel suchen einige Reisende daher nach Flügen, um rechtzeitig zu ihrem nächsten Ort zu gelangen. Ich hab mich entschieden, nochmal in den Norden von Chile zu fahren: ich vermisse das Meer, die Sonne auf der Haut. Für morgen abend besorge ich mir also ein Busticket nach Arica, Couchsurfing ist auch organisiert und verbringe die Zeit bis zur Abfahrt entspannt, erledige aber noch eine Aufgabe, die schon länger auf meiner Liste steht: Mein letzter Ethikkurs der Oberstufe hat nächste Woche Abifeier und mich gebeten, eine Videonachricht zu schicken. Nach zehn Anläufen – jedes Mal bellt mir ein Hund in die Aufnahme oder eine Alarmanlage heult los – ist das Ding endlich im Kasten. Dann noch mit einer App schneiden und kürzen, alles mit dem Handy, nicht perfekt, aber es geht ja um den Inhalt. Bin zufrieden mit dem Ergebnis und hoffe, es berührt und regt zum Nachdenken an; auch das teile ich hier mit euch.

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