Sucre, Bolivia

28 Februar – 02 März 2017

Nach einer unruhigen Nacht, da es genau über Nelson durch das Dachfenster getropft hat, kommen wir ziemlich verschlafen in Sucre an und es regnet in Strömen. Das Hostel ist dafür klasse und wir genehmigen uns gleich mal ein ausgibiges Frühstück, von dem ich komplett begeistert bin: nicht nur gibt es Müsli und dunkle Brötchen sondern  auch Bananenkuchen und bestimmt zehn verschiedene Früchte zur Auswahl, darunter sogar frische Feigen. Das nenn ich mal ein Buffet nach meinem Geschmack!

Der Regentag vergeht gemütlich mit Abschluss an der Hostelbar. Am nächsten Morgen bekomme ich die Nachricht, dass meine Freundin und Schwägerin Marina die kleine Sansa gesund auf die Welt gebracht hat. Besonders berührt hat mich ihr Anruf am Tag zuvor aus dem Krankenhaus mit den ersten Wehen. So fühle ich mich ihr gleich unglaublich nah. Denn im Moment bin ich so weit weg von allem in Deutschland, bekomme die Höhen und Tiefen meiner geliebten Menschen dort wenn überhaupt nur am Rande mit, bewegende Momente finden ohne mich statt – ein Opfer für die vielen einmaligen Erlebnisse meiner Reise. 

Tiefe Freundschaften brauchen Zeit, gemeinsame Momente, geteilte Freude wie auch Leid. So entstehen tiefe Bindungen, die kaum mehr etwas trennen kann.

Viele Reisende halten sich länger hier in Sucre auf um einen Spanischkurs zu belegen. Denn die Stadt ist charmant, günstig und überall wimmelt es von kleinen Cafés und Restaurants, von denen einige vegetarisch oder sogar vegan sind – man hat sich auf die Touristen eingestellt. 

Kokosteilchen und Empanada

An meinem letzten Tag, Nelson wird noch länger bleiben, ist endlich schönes Wetter. Nach einem Spaziergang durch die Altstadt landen wir auf einem Markt, der wirklich alles zu bieten hat, herrlich chaotisch wirkt und fernab des touristischen sicheren Zentrums liegt. Man bekommt direkt das Gefühl mitten in der bolivianischen Kultur zu sein – da schlägt das Fotografenherz höher und Nelson ist voll in seinem Element. Mit meinem hellen Haar falle ich hier allerdings erst recht auf wie ein bunter Hund.

Als Veganer gruselt es mich hier teilweise ganz schön; und immer wieder unverständlich, wie das Fleisch so im Freien liegt. 

Zurück im historischen Zentrum essen wir zu mittag und dann muss ich mich auch schon fertig machen für den Nachtbus nach Santa Cruz – brauche endlich wieder wärmeres Wetter und durch die Nähe zu Brasilien herrschen dort tropischere Temperaturen. Zudem spiele ich mit dem Gedanken, doch jetzt nochmal nach Brasilien zu gehen. 

Eine weitere Sache, die ich außerdem bald entscheiden muss, ist mein Kanadavisum: andere Geschichte, aber das Arbeitsvisum verfällt, wenn ich nicht bis zum siebten April einreise. Die Idee also: einreisen, über den Sommer dort arbeiten und dann wieder ab in den Süden. Da ich nun länger unterwegs bin, kann eine weitere Option nicht schaden und gültig ist das Visum dann für mindestens zwei Jahre. Allerdings schlägt mein Herz ganz klar für den Süden und ich hab eigentlich gar nicht viel Lust, die westliche Welt so schnell wieder zu betreten.
Der nächste Abschied mit fester Umarmung steht an – Nelson wünscht mir alles Gute für meine Reise, wir werden in Kontakt bleiben und an der nächsten Ecke strecke ich den Arm nach dem nächsten Taxi Richtung Terminal.

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