16 – 20 Oktober 2017
Die Region ist bekannt für seine tief verwurzelten Traditionen, seine Vielfältigkeit, gutes Essen und die vielen Möglichkeiten, aktiv zu sein. Als ich am späten Abend durch die Straßen Richtung Hostel laufe, spüre ich direkt den Charme dieser Stadt. Mit meiner Unterkunft habe ich einen guten Griff gelandet: bunt, viel Platz, riesige Dachterrasse, positive Atmosphäre. Ich richte mich ein und treffe auf Chloe, die auch gerade angekommen sein muss. Sie gefällt mir sofort: dreckige Lache, lässig, keine Tussi, aufgeschlossen und aus London: der Akzent ist Musik in meinen Ohren. Danach dauert es keine 24 Stunden, bis wir beide an dem Gedanken, ein Stück weit gemeinsam zu reisen, Gefallen finden.

An meinem ersten Tag hier schlendere ich mit drei Jungs aus dem Hostel über den Markt und dann steuern wir den Berg hinauf, um uns Oaxaca (gesprochen „Oahaka“) von oben anzusehen. Phil aus Wales macht zwei Wochen Urlaub, zweifelt allerdings auch schon lange an dem Lebenskonzept, bis zur Rente zu schuften in einem Beruf, der ihn nicht wirklich erfüllt. Nach einem für mich irritierenden Start, in dem er ein paar aggressive schnippige Kommentare in meine Richtung macht, da er sich wohl von mir als Veganer angegriffen fühlt, bringt er mich doch oft zum Lachen – sein britischer Humor ist köstlich. Zusammen mit ihm, Chloe und drei weiteren Reisenden begeben wir uns am nächsten Tag auf einen gemeinsamen Ausflug: um sieben Uhr morgens nehmen wir den Bus in den Ort Cuajimoloyas, mit einer stolzen Höhe von 3200 Metern. Dort angekommen verlässt uns kurz jeglicher Antrieb, denn es regnet in Strömen, es ist kalt und die dichte Wolkendecke macht wenig Hoffnung. Wir entscheiden, erst einmal frühstücken zu gehen, danach sieht die Welt sicher schon besser aus.

Gestärkt und da wir nun schon mal hier sind, die Fahrt dauerte immerhin neunzig Minuten, entscheiden wir uns für die fünf-Stunden-Wanderung. An Regenjacken hat natürlich keiner von uns gedacht, aber es nieselt jetzt auch nur noch. Mit unserem persönlichen Guide laufen wir los und nachdem wir uns mit dem Wetter abgefunden haben, freuen wir uns über die Bewegung: es geht auf und ab, anstrengender als angenommen, Wasserfälle, unberührte Wiesen, stille Wälder, Höhlen und eine Bergspitze. Gegen Ende lässt sich sogar die Sonne blicken.
Nach knapp zwölf Stunden kommen wir zurück nach Oaxaca und testen auf Empfehlung des Hostelbesitzers eine Tacobar – megalecker! An Mole kommt man hier übrigens auch nicht vorbei und muss man probiert haben: quasi das mexikanische Curry mit über zwanzig Gewürzen, wobei die Zusammensetzung sehr unterschiedlich sein kann. Abgerundet wird das Ganze dann mit Schokolade.

Fast jeden Abend muss ich übrigens dankend ablehnen, wenn mir Alkohol angeboten wird oder kurz fragende Blicke beantworten. Alle zeigen jedoch Verständnis, denn wer reist, dem ist bekannt, dass das tägliche Bier oder Glas Wein zum Reisealltag gehört. In geselliger Runde beim Wasser zu bleiben, ist hart! Beim Mescal Tasting breche ich zum ersten Mal mit meinem abstinenten Monat – Ausnahmen bestätigen die Regel. Zudem gehts hier um Traditionen und Kultur.

Chloe und ich werden nun wirklich gemeinsam weiterreisen und verbringen unseren letzten Tag in Oaxaca entspannt in Museen und Galerien, trinken Chocolate con agua mit Pan de muerte und ich erfahre etwas mehr über sie: ein Bruder, vier Pflegegeschwister, enge Bindung zur Familie, von ihrer Mutter spricht sie sehr respektvoll und wertschätzend, bewundert, was diese geleistet hat. Chloe ist Hebamme mit Leidenschaft; mit achtzehn geht sie nach Bolivien zur Freiwilligenarbeit und reist danach in Südamerika. Immer wieder stutze ich, was sie in ihrem jungen Alter schon alles unternommen hat. Ich bin froh, ihr begegnet zu sein, denn sie ist erfrischend, unterhaltsam und sehr angenehme Gesellschaft.

Gefühlswelt: meine Unschlüssigkeit raubt mir Energie: Osten oder Westen? volunteer Job oder nicht? nochmal Abstecher zu Robyn? was kommt nach Weihnachten? Bin von mir selbst genervt, komme nicht so wirklich in den Reiseflow.
What lies before us and what lies behind us are small matters compared to what lies within us. and when you bring what is within out into the world… miracles happen.
Was vor und hinter uns liegt, ist nebensächlich verglichen mit dem, was in uns liegt. Und wenn du dein Inneres hinaus in die Welt bringst… geschehen Wunder.