Punta de Choros

13 – 16 Februar 2017

Nach acht Stunden mit umsteigen und warten am Busbahnhof komme ich mit Lea-Lee und Quilla in diesem winzigen verschlafenen Dorf direkt am Meer an: breite sandige Straßen, zwei kleine Läden, in denen man alles Wichtige bekommt, allerdings nur über die Theke, und ein paar Restaurants, wobei irgendwie nie ganz klar ist, wann sie eigentlich geöffnet haben. Ganz schnell spüre ich, das ist ein Ort der Stille.

Lea-Lee und Quilla haben sich drei Nächte in einem Boot reserviert, ich schlafe im Backpacker-Zimmer, einfach aber sauber, ansonsten gibt es auf der Anlage noch ein paar Ferienhäuser und Zeltplätze. Unser direkter Blick aufs Meer erinnert mich an Szenerien aus der Traumschiffserie.

Lea-Lee und Quilla vor ihrer Unterkunft
Ferienhäuser/ Blick aufs Meer

Nachdem wir uns eingerichtet haben, kaufen wir eine Flasche Wein, essen im Restaurant auf der Terasse und legen uns danach bepackt mit dicken Decken in die Hängematten direkt am Meer und erzählen stundenlang. Normalerweise gehe ich den Deutschen auf meiner Reise ja eher aus dem Weg, aber die beiden sind super entspannt und da wir alle im sozialen Bereich arbeiten, gibt es hier viel, worüber wir uns austauschen können. Lea-Lee ist Erzieherin und Quilla arbeitet mit schwer erziehbaren Jugendlichen. Beide sind mit Herz dabei und verzweifeln manchmal an unfähigen Kollegen.

Erster Abend mit Lea-Lee und Quilla

Lea-Lee und Quilla sind alte Freundinnen und verwirklichen endlich ihren Traum durch Südamerika zu reisen. Quillas Vater ist zudem aus Peru und ihre Familie wird im Mai herkommen und zusammen werden sie für vier Wochen durchs Land reisen. Die romantische Liebesgeschichte ihrer Eltern fasziniert mich: eine Liebe auf den ersten Blick: ihr Vater war Straßenmusiker in Frankreich und ihre Mutter dort mit einer Freundin im Urlaub, sie läuft vorbei und schaut zu, sie sehen sich an und dann wars geschehen – heute noch spürt Quilla die Liebe zwischen den beiden.

Den nächsten Tag gehen wir gemütlich an und laufen zu einem Strand, der etwa eine Stunde entfernt liegt und weit und breit kein Mensch zu sehen. Einmal ins wirklich eiskalte Nass muss sein. Als ich gerade alleine draußen liege, nähert sich von hinten ein Wüstenfuchs, er scheint vorne im Sand etwas vergraben zu haben. Da er mehrmals hin und her läuft, bekommen die Mädels ihn auch noch zu sehen.

Strandtag mit Wüstenfuchs

Es ist Valentinstag und im Restaurant wird gelockt mit Begrüßungsdrink, Menü und Musik. Von Romantik allerdings keine Spur und die Herzluftballons wirken fast fehl am Platz. Das Essen ist abgesehen von der Vorspeise auch enttäuschend und ist sein Geld nicht wert. Die Stimmung lassen wir uns dennoch nicht vermiesen.

Valentinstag
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Boot Richtung Isla Damas. Hier kann man Delfine, Humboldt-Pinguine, Seelöwen und Vögel in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Ich komme mir vor wie in einer dieser Tierdokus – und wir mittendrin.

Isla Damas – Reservat für Humboldt-Pinguine

Den Nachmittag verbringen wir dösend in der Hängematte und machen gegen abend noch einen Spaziergang an der Küste entlang. Nach einem einfachen Abendessen leeren wir den letzten Wein im Boot der Mädels, morgen heißt es Abschied nehmen.

Am Morgen stehe ich mit den Mädels auf und die zwei verpassen doch glatt ihren Bus, da sie die Uhrzeit falsch verstanden haben. So können wir allerdings noch gemeinsam frühstücken und da sie erst nachmittags in La Serena sein müssen, ist mehr als genug Zeit. Ich schlage vor zu trampen, da es nur eine Straße gibt, das heißt, alle Autos haben das gleiche Ziel. Wir laufen zum Ortsausgang und zwanzig Minuten später kommt ganz unerwartet doch noch ein Bus – alles gut. Wir drücken uns einmal fest, ich winke ihnen hinterher, kehre zurück, setze mich mit Blick aufs Meer in den Sand, fühle in mich hinein und genieße das Rauschen der Wellen und die Wärme auf der Haut.

Als ich mich am Nachmittag mit Daumen raus an den Straßenrand stelle, nehmen mich nach fünfzehn Minuten zwei Männer mit, die geschäftlich hier zu tun hatten. Läuft bei mir.

Mitte Februar – wenn man mittendrin ist, vergeht die Zeit rasend schnell. Leben im Moment – einfach gesagt, fällt mir nicht immer leicht. Mein Kopf lässt mich noch zu oft nicht los. Keiner weiß, was morgen ist, nur heute zählt. 

Was fühlst du jetzt? Handle demnach!

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