12 – 15 März 2017
Am Sonntag checken wir aus und machen uns auf den Weg nach Copacabana direkt am Titikakasee; das wird der letzte Halt sein, bevor es rüber geht nach Peru. So langsam hab ich auch genug von Bolivien: es ist kalt, man kommt mit den Leuten nicht wirklich in Kontakt, viele sind unfreundlich, scheinen genervt von all den Touristen oder sind einfach zu zurückhaltend, sodass kein Gespräch zustande kommt.
Als wir am späten Nachmittag ankommen, ist das letzte Boot zur Insel schon weg, wir stehen ein bisschen dumm rum und schon steht der erste neben uns und bietet uns ein Zimmer an für dreißig Bolivianos die Nacht, sechs Euro – nehmen wir. Wir laufen hoch zum Aussichtspunkt, was uns ganz schön zum Schnaufen bringt – an die Höhe gewöhnt man sich irgendwie nie.

Am Abend treffen wir uns mit Olivier und Victor, Debbie nennt ihn nur noch Sarah-Fan, zum Essen; die beiden sind heute auch hier angekommen. Unsere Herberge macht über Nacht alles dicht, was sehr unüblich ist und so müssen wir um zehn zurück sein und fühlen uns kurz wieder wie fünfzehn, als es noch Ausgehfristen gab.

Am nächsten Morgen treffen wir uns mit Viktor zum Frühstück, er will heute zu Fuß durchs Nirgendwo über die Grenze nach Peru laufen – mit großem Rucksack und Zelt, hört sich abenteuerlich an. Wenn alles gut geht, sehen wir uns in Puno wieder. Debbie und ich nehmen das Boot zur Isla del Sol. Wir haben schon gehört, dass der Süden touristischer sein soll und als wir sehen, wie viele Menschen dort aussteigen, sind wir heilfroh, weiter zu fahren in den ruhigeren Norden. Debbie tickt wie ich, was das angeht, und bekommt oft zuviel von den typischen Touris, ihren unüberlegten Fragen und ihrem unsensiblen Verhalten der Kultur gegenüber. Wir nutzen jede Möglichkeit unser Spanisch zu verbessern, suchen den Kontakt zu Südamerikanern und meiden unsere Landsleute. Das Wetter verheißt zunächst nichts Gutes und wir spielen schon mit dem Gedanken, direkt am nächsten Morgen wieder zu gehen. Als wir festen Boden betreten, werden wir empfangen von Einheimischen, welche alle ihre Betten vermieten möchten. Ich lasse Debbie entscheiden, wem wir unser Ja geben, mir ist das gerade zuviel, und so führt uns eine Frau zu einem einfachen, aber sauberen Zimmer, das Bad liegt außerhalb, halb die Treppe runter, scheint hier alles mehr oder weniger ähnlich zu sein. Immerhin direkter Blick auf den See, was will man mehr.
Gegen vier wird es sonnig, wir entspannen zwei Stunden am Strand mit einer Flasche Wein, endlich mal wieder etwas Wärme auf der Haut, und essen abends im einzigen besetzten Restaurant.

Um acht morgens werden wir von unserer Vermieterin aus dem Bett geklopft, da sie wissen möchte, ob wir bleiben. Wir vertrauen ihrer Einschätzung zum Wetter, verlängern eine Nacht und finden eine Familie direkt am Seeufer, die Frühstück anbietet – der Ausblick ist ein Traum!
Debbie würgt den Bananensaft runter, was mich zum Lachen bringt. Sie mag keine Bananen und zieht ein Gesicht als würde sie Krautsaft trinken. Gestärkt begeben wir uns auf unsere Wanderung in den Süden der Insel. Nach nicht mal zwei Stunden sind wir schon da, was uns überrascht, denn angeblich sollte es fast vier Stunden dauern. Meine Theorie dazu ist, dass die kleinen Bolivianer vielleicht wirklich so lange brauchen mit ihren kürzeren Beinen. Wie erwartet ist der Süden wesentlich intensiver auf den Tourismus eingestellt, wir essen dort zu mittag und weils so schön ist, laufen wir auch wieder zurück anstatt das Boot zu nehmen.
Debbie gönnt sich gegrillten Fisch mit Quinoa und Gemüse
Debbie und ich sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Wir schlüpfen in unsere Bikinis, holen uns ein Bier, springen einmal ins Wasser, das muss einfach sein und genießen die letzten Sonnenstrahlen bevor es schattig und sofort kalt wird. Nach Quinoasuppe für mich und Fleischgericht für Debbie – die Frau kann essen ohne Ende – gehen wir früh schlafen und wachen am nächsten Morgen bei Dauerregen auf – perfekter Zeitpunkt abzureisen und es reicht mir jetzt wie gesagt auch wirklich. Das Essen ist fad, die Leute unnahbar und überall Stolpert man über Müll – erschreckend, wie unbewusst hier damit umgegangen wird. Ich heule Debbie schon die ganze Zeit die Ohren voll, dass mir kalt ist und ich die Hitze und das Meer vermisse. Vielleicht mache ich nochmal einen Abstecher in den Norden von Chile, Sonne tanken.
Am Nachmittag nehmen wir den Bus nach Puno in Peru, auf der anderen Seite des Titikakasees. Ciao Bolivien – hallo Peru! Wir sind vor allem gespannt auf die weltberühmte peruanische Küche!