09 – 16 Oktober 2017
Eventually all things fall into place. Until then, laugh at the confusion, live for the moments, and know everything happens for a reason.
Früher oder später fügen sich die Dinge. Bis es soweit ist: lache über die Verwirrung, lebe die Momente und sei dir sicher, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert.
Der Flieger hebt ab nach Mexiko City – um meinen Sitznachbarn nicht mit einem Heulanfall in Verlegenheit zu bringen, reflektiere ich über all das Positive, was Robyn in meine Welt gebracht und mich über mich selbst gelehrt hat: ich kann einfach ich sein, sie entspannt mich und hat etwas inspirierendes. Ich muss nicht mehr oder weniger für den anderen zeigen als ich wirklich empfinde. Es geht um den Geist, das Herz, den Austausch, die Inspiration.
Gegen Mittag mexikanischer Zeit landen wir und ich will gerade Richtung Ausgang laufen, als mich Nick auf meine Yogamatte anspricht: längeres blondes Haar, groß, gutaussehend, Hippietouch. Nach ein paar Sätzen drückt er mir die Adresse für das bekannteste Retreatcenter ‚Hridaya‘ hier in Mexico in die Hand. Er spürt wohl, dass ich gerade ziemlich durcheinander bin. Aufgewachsen in Kanada, hält er sich momentan hauptsächlich in Indien auf um sich weiterzubilden, arbeitet aber auch mit dem Yoga- und Meditationsstudio hier in der Stadt; gerade reist sein Vater mit ihm, der frühzeitig in den Ruhestand ging um mehr vom Leben zu haben; beide scheinen sehr spirituell unterwegs. Ich springe mit den beiden ins Taxi und begleite sie zum Yogastudio, wir gehen essen, der Vater lädt ein. Erst gegen Abend mache ich mich letztendlich auf den Weg zu meinem Hostel ‚Massiosare‘, welches zentral, allerdings im vierten obersten Stock liegt – kein Wunder, dass es so günstig ist bei all den Stufen; nettes Personal und Dachterrasse. Da es schon relativ spät ist und dämmert, laufe ich noch schnell zum nächsten Supermarkt und dann auf direktem Weg wieder zurück, denn die Gegend scheint bei Nacht unsicher. Da ich nicht in der Stimmung bin für Austausch mit anderen, schaue ich im Netz nach einer free walking tour für den nächsten Tag – die sind immer gut um einen ersten Überblick zu bekommen. Dann macht sich ein Kopfschmerz breit, der sich ohne Tabletten nicht mehr vertreiben lässt. Tage später wird mir bewusst, dass mein Körper auf die Höhe hier reagiert hat: Mexico City liegt immerhin auf 2250 Metern.
Obwohl ich mich nur schwer aufraffen kann, die Stadt alleine zu erkunden, fülle ich meine Tage unter anderem mit Besuchen in interessanten Museen:
- Frida Kahlo Haus: 25 Jahre lebte sie hier mit ihrem Mann Diego Rivera. Man bekommt einen Einblick in deren tägliches Leben, in Fridas berührende Lebensgeschichte und natürlich in die Kunst.

- Museo Soumaya: unter anderem mit Skulpturen von Rodin (einer meiner Schwerpunkte im Kunstleistungskurs damals) und einem ganzen Stockwerk über Venedig. Die Architektur des Gebäudes ist spektakulär.
- Museum of Modern Art: Fotografie (dafür bin ich immer zu haben) und eine Ausstellung zu hundert Jahre Schweizer Design, welche mich amüsiert, da die Gegenstände so vertraut sind: alte Swatch-Telefone, Designermöbel, Sportausstattung, Taschen, Sonnenbrillen.
Ich schlendere durch Stadtviertel wie Condesa und Roma, die einen vergessen lassen, dass man sich inmitten einer der größten Metropolen der Welt befindet: stilvoll angelegt, überall grün, kleine Cafes, ruhig. Zwischenstopps an veganen Foodtrucks geben den Weg an, was bei dem riesigen Angebot hier kinderleicht ist. Ich besuche Märkte, finde einen besonderen Buchladen und beobachte Menschen, die mir auf der Straße begegnen.
Mein Eindruck von der Megastadt: überall streetfood, die Schärfeauswahl genau nach meinem Geschmack, Tacos für 15Pesos (=0.7€), saubere Straßen, bunte Häuser, hippe Stadtviertel, Plakatwerbung mit weißen Menschen, die komplett am typischen Mexikaner vorbeigeht. Getrennte Abteile in der Metro für Männer und Frauen/ Kinder zum Schutz der Frauen – es gab wohl ein paar Fälle von Übergriffen, Smog, Neugier der Leute. Vom ersten Moment an komme ich mir vor wie ein bunter Vogel: alle starren mich an mit meinen hellen Haaren und größer als die meisten Mexikanerinnen bin ich auch.
Mit Francesco, dem Führer der walking tour gehe ich an einem Abend aus: wir starten in einer kleinen Bar und enden auf einer Dachterrasse gegenüber des Palast Bellas Artes, wo Salsa getanzt wird, er stellt sich als verdammt guter Tänzer heraus und schwingt mich gekonnt über die Tanzfläche. Ich trinke viel zu viel Bier, Francesco begleitet mich zu meinem Hostel, wobei wir auf sein Anraten die verlassenen dunklen Straßen meiden und beim Abschied startet er noch einen Annäherungsversuch.
Am nächsten Morgen wechsel ich das Hostel, denn mit den wackeligen Stockbetten im 13er Zimmer schlafe ich beschissen. In meiner neuen Bleibe Hostel Gael ist die Bettensituation hervorragend: Einstieg am Fußende, wie kleine Kabinen, viel Privatsphäre, gute feste Matratze, Kopfkissen besteht den Test auch – ich schlafe tief und fest in den Tagen hier.
Außerdem entscheide ich, einen alkoholfreien Monat einzulegen: schon seit langem scherze ich, dass ich während meiner Reise zum Alkoholiker geworden bin. Tatsächlich gab es nur selten Tage, ich denen ich nicht mindestens ein Glas vor mir hatte und der Abend mit Carola hat mich nachdenklich gestimmt, ich vertrage zuviel! Zu späterem Zeitpunkt mehr dazu, wie schwer sich dieses Vorhaben als Reisender verwirklichen lässt.
Mein Gemütszustand: hätte ich nicht doch länger in Nova Scotia bleiben sollen? Was hat mich da nur getrieben? Ich fühle mich einsam, hätte gerne einen Freund hier um Mexiko gemeinsam zu erleben; sehne mich nach Intimität, Vertrauen, Freundschaft, Lachen, Liebe und Austausch von Gedanken. Jede Woche neue Bekanntschaften schließen, die immer mit demselben Smalltalk beginnen: wo kommst du her, wie lange reist du schon, wo warst du schon, wie war es da, wo gehst du hin? Unter all diesen Begegnungen finde ich natürlich immer wieder Persönlichkeiten, die ich direkt ins Herz schließe, näher kennen lernen möchte, die mich zum Lachen bringen. Wenn es gut läuft, kann man ein paar Wochen gemeinsam verbringen, meist sind es aber nur ein paar Tage, dann trennen sich die Wege, es heißt Abschied nehmen und das Spiel geht von vorne los. Aber ich bin gerade satt, nicht wirklich aufnahmefähig. Ja, ich bin Abschiede gewohnt, aber einfacher wird es deshalb nicht! Vielmehr weckt es die Sehnsucht wieder tiefere Verbindungen zu erleben.
Kann ich Mexiko überhaupt genießen in diesem Zustand? Ich suche nach Flügen zurück nach Halifax. Da es allerdings nicht in meiner Natur liegt, schnell aufzugeben und ich oft den bekannten harten Weg wähle – alles andere scheint zu einfach – will ich mir ein paar Wochen Zeit geben, in mich hinein hören, sehen wie sich mein Gefühl entwickelt. Dazu brauche ich eine ruhigere Umgebung, weshalb ich Mexico City nach einer Woche verlasse.
Jede Phase unseres Lebens lehrt uns etwas Wertvolles. Ob wir bereit sind zu verstehen oder nicht, liegt an uns.
Hey Sarah, ich wünsche dir eine schöne Zeit und denk an Katzen, die folgen immer dem einfachen Weg. Am Ende ist es auch egal ob schwer oder einfach: dein Weg, stimmug muss es sein. Enjoy! 😘 und esse viel gutes Essen für mich mit!
LikeGefällt 1 Person
gutes essen gibts hier mehr als genug ! fühl dich umarmt!
LikeLike