05. – 19.Januar 2020
Seit drei Monaten lässt Sherry verschiedene Tests über sich ergehen. Ihre Cousine Brenda leidet unter einer Nierenkrankheit und sucht einen Lebendspender. Ohne zu überlegen hat Sherry angeboten, sich testen zu lassen. Nun ist es kurz vor Weihnachten und alle bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Die Regeneration nach der OP würde einige Wochen in Anspruch nehmen und ist für den Spender langwieriger als für den Empfänger. Sherry schlägt daher vor, nach Neujahr zwei Wochen in den Süden zu fliegen, bevor sie flachliegt. Natürlich bin ich gleich begeistert.
Sie bucht für uns zwei Wochen All-inclusive in Mexico in der Nähe von Tulum. Eigentlich graut es mir als Backpacker vor solchen Urlauben, aber ich will mich nicht querstellen, immerhin entkommen wir dem Winter für eine Weile und Sherry will entspannen.


Die Anreise läuft unkompliziert, dennoch haben wir einen holprigem Start, da wir ins falsche Hotel gebracht werden. Nach kurzer Recherche stellt sich heraus, dass der Fehler bei unserer Reisekauffrau liegt, die falsch gebucht hat, was ihr unglaublich unangenehm ist, sie sich tausend mal entschuldigt und schon am zweiten Tag sind wir umgebucht. Die Anlage ist top und das Essen gut. Ein typischer Tag hier gestaltet sich wie folgt: Fitness am Morgen (denn nach dem ersten Cocktail wird das schwierig), Cafe und Saft mit Blick aufs Meer, Frühstück, Pool oder Strand, Lunch, gegen fünf Uhr zurück aufs Zimmer und dann raus zum Dinner in einem der Themenrestaurants. Die Animation danach ersparen wir uns meistens.


Dass das nicht meiner Art zu reisen entspricht, war schon vorher klar und ich würde das wahrscheinlich auch kein zweiter Mal machen, nach der ersten Woche werde ich ein wenig hibbelig. Trotzdem genieße ich natürlich die Sonne, das Meer und die Annehmlichkeiten.
Wir zwei sind nach wie vor harmonisch, auch wenn über uns meine nahende Entscheidung dunkel schwebt. Das bringt unterschwellig Spannung, Schwere und Verschlossenheit mit sich, wir ziehen uns beide emotional zurück. Über bestimmte Dinge, die in der Zukunft liegen, reden wir nicht, da die Vorgabe ist und immer war, dass ich zurück gehe – wofür also über Zukunftspläne sprechen? Ganz stoisch legt Sherry eine Engelsgeduld an den Tag, innerlich ist sie nervös, unruhig, angespannt, versucht all das jedoch von mir fern zu halten.


Zurück zum Urlaub: Wir machen immerhin zwei Ausflüge: Ziplining im Park Explorer: für uns beide ist es das erste Mal und wir haben viel Spaß. Der Park ist gut integriert in seine natürliche Umgebung, man fühlt sich ein bisschen wie im Dschungel, fährt außerdem mit einem Amphibien-Auto und schwimmt durch Höhlen mit Fledermäusen, was uns sehr zum Lachen bringt. Wie immer sind wir ein gutes Team. Sowohl zum Park als auch bei unserem anderen Ausflug in den Ort Tulum sind wir mit dem lokalen Collectivo unterwegs, was mir als Langzeitreisende zumindest ein kleines bisschen Genugtuung gibt. Sherry ist wie immer easy und aufgeschlossen für das kleine Abenteuer. In Tulum bummeln wir durch die Straßen, machen Pause für ein Bier und kaufen Souvenirs.

Die Tage verstreichen und wir freunden uns mit anderen Hotelgästen an, darunter ein Paar aus Australien. Die beiden erzählen viel von dem Bränden, welche dort wüten und haben abgesehen davon noch viel Interessantes vom Land zu erzählen. Mit ihnen verabreden wir uns am letzten Abend zum Essen und verbringen ein paar schöne letzte Stunden.

Unsere Mission ist erfolgreich: wir sind braun gebrannt und aufgewärmt. Ich freue mich auf Sundae, die ich schon vor ein paar Tagen angefangen habe zu vermissen, was Sherry zum Schmunzeln bringt.
Im kalten Halifax erwarten uns -8 bis -16 Grad! Als wir am späten Abend heim kommen, müssen wir tatsächlich erst mal Schnee schippen, um dem Parkplatz für das Auto frei zu bekommen – welcome home!